Technologiegiganten gestalten die KI-Chip-Landschaft neu: Meta und Google erschüttern den Markt mit milliardenschwerem TPU-Abkommen

November 26, 2025
Meta,Google
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Meta Platforms Inc. befindet sich in intensiven Verhandlungen mit Google über ein milliardenschweres Abkommen zur Beschaffung von KI-Chips. Meta plant, Googles Tensor Processing Units (TPUs) ab 2027 in seinen Rechenzentren einzusetzen und möglicherweise bereits im nächsten Jahr mit der Anmietung von Chips über Google Cloud Services zu beginnen. Dieser Schritt signalisiert, dass Technologiegiganten aktiv versuchen, Nvidias Monopolstellung auf dem KI-Chip-Markt aufzubrechen. Gleichzeitig bedeutet dies für Googles TPU-Chips einen bedeutenden Wandel vom internen Gebrauch zur externen Kommerzialisierung.

Transaktionshintergrund und Umfang

Laut einem Bericht von The Information könnte der potenzielle Wert dieser Vereinbarung mehrere Milliarden US-Dollar erreichen. Meta ist einer der größten Investoren in KI-Infrastruktur weltweit und erwartet für dieses Jahr Kapitalausgaben von 70 bis 72 Milliarden US-Dollar. Branchenanalysten schätzen, dass Google, sollte das Abkommen zustande kommen, einen Marktanteil gewinnen könnte, der etwa 10 % von Nvidias Jahresumsatz entspricht.

Diese Vereinbarung würde dazu beitragen, TPUs als Alternative zu Nvidias Chips zu etablieren, die der Goldstandard für die Rechenleistung sind, die große Technologieunternehmen wie Meta und OpenAI sowie Start-ups zur Entwicklung und zum Betrieb von KI-Plattformen benötigen. Es ist erwähnenswert, dass Google zuvor bereits eine Vereinbarung mit dem KI-Start-up Anthropic getroffen hat, um bis zu 1 Million Chips im Wert von mehreren zehn Milliarden US-Dollar zu liefern.

Marktreaktion und Wettbewerbslandschaft

Nach Bekanntwerden der Nachricht fiel der Nvidia-Aktienkurs am Dienstag zunächst um bis zu 7 %, erholte sich dann aber und schloss schließlich mit einem Minus von 4,3 %. Der Aktienkurs von Googles Muttergesellschaft Alphabet stieg hingegen um 4,2 %. Alphabet steht kurz davor, am Mittwoch bei Börsenöffnung in New York erstmals eine Marktkapitalisierung von 4 Billionen US-Dollar zu überschreiten.

Nvidia reagierte darauf mit einer Erklärung auf der Plattform X: "Wir freuen uns über den Erfolg von Google, das enorme Fortschritte im Bereich KI gemacht hat, und wir werden Google weiterhin Produkte liefern. Nvidia ist dem Sektor eine ganze Generation voraus und die einzige Plattform, die alle KI-Modelle in allen Rechenumgebungen ausführen kann."

Technologische Vorteile und strategische Bedeutung

Tensor-Chips wurden vor über zehn Jahren speziell für KI-Aufgaben entwickelt und gewinnen nun außerhalb ihres Mutterkonzerns an Bedeutung als Methode zum Training und Betrieb komplexer KI-Modelle. TPUs sind anwendungsspezifische integrierte Schaltungen (ASICs), die speziell für KI- und maschinelle Lernaufgaben konzipiert und über Jahre hinweg durch den Einsatz in Googles eigenen Produkten und Modellen wie Gemini optimiert wurden.

Googles neueste TPU-Chips, Ironwood, werden in flüssigkeitsgekühlten Clustern eingesetzt, wobei ein einzelner Cluster bis zu 9.216 Chips aufnehmen kann und eine Leistung von 42,5 Exaflops (entspricht 42,5 Trillionen Berechnungen pro Sekunde) bietet. Diese maßgeschneiderte Eigenschaft verschafft Google einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz, da es Kunden effiziente KI-Produkte anbieten kann.

Analysten weisen darauf hin, dass Nvidias dominierende Stellung kurzfristig unwahrscheinlich erschüttert wird, Googles TPUs jedoch mehr Wettbewerb auf den KI-Halbleitermarkt bringen. Auch der Aktienkurs von AMD fiel nach Bekanntgabe der Nachricht um über 4 %, was darauf hindeutet, dass der Markt Google als einen potenziell stärkeren Herausforderer für Nvidia ansieht als AMD.

Branchenauswirkungen und Zukunftsaussichten

Diese Transaktion spiegelt einen wichtigen Trend in der Technologiebranche wider: Nvidias größte Kunden werden allmählich zu seinen größten Wettbewerbern. Neben Google haben auch Amazon und Microsoft eigene KI-Chips entwickelt. Amazon hat kürzlich ein groß angelegtes Rechenzentrumsprojekt abgeschlossen, bei dem es 500.000 maßgeschneiderte KI-Chips an den führenden KI-Entwickler Anthropic vermietet hat.

Für Meta ist die Einführung von Googles TPUs nicht nur eine Strategie zur Diversifizierung der Lieferkette, sondern spiegelt auch die langfristige Planung für seine KI-Infrastruktur wider. Das Unternehmen hofft, durch die Suche nach vielfältigeren Chip-Lieferanten die Abhängigkeit von Nvidia zu verringern. Meta hatte zuvor auch eigene Inferenz-Chips namens MTIA entwickelt, aber der potenzielle TPU-Vertrag deutet darauf hin, dass das Unternehmen seine Chip-Strategie möglicherweise anpasst.

Ein Sprecher von Google sagte: "Google Cloud erlebt eine beschleunigte Nachfrage nach unseren maßgeschneiderten TPUs und Nvidia GPUs, und wir haben uns über Jahre hinweg dafür eingesetzt, beides gleichzeitig zu unterstützen." Dies deutet darauf hin, dass Google nicht beabsichtigt, Nvidia vollständig zu ersetzen, sondern den Kunden mehr Auswahl zu bieten.

Um Nvidias dominierende Stellung wirklich herauszufordern, muss Google jedoch das Ökosystem überwinden, das Nvidia in fast 20 Jahren mit seinem proprietären Code aufgebaut hat. Weltweit verlassen sich über 4 Millionen Entwickler auf Nvidias CUDA-Softwareplattform, um KI- und andere Anwendungen zu erstellen. Aus diesem Grund hat Google sich bemüht, seine TPUs durch Open-Source-Software für Entwickler zugänglicher zu machen, unter anderem indem TPUs über PyTorch bedienbar sind und die Fehlerberichterstattung verbessert wird.

Marktkontroversen und Herausforderungen

Diese Transaktion findet vor dem Hintergrund zunehmender Sorgen über eine KI-Blase statt. Nvidias Aktienkurs ist bereits unter Druck geraten, da Investoren eine breitere KI-Blase befürchten. Der bekannte "Big Short"-Investor Michael Burry, der durch seine Wette gegen den Immobilienmarkt während der Finanzkrise 2008 berühmt wurde, hat das Chip-Unternehmen hinsichtlich zyklischer KI-Geschäfte, Hardware-Abschreibungen und Umsatzrealisierung unter die Lupe genommen.

Der Erfolg oder Misserfolg der Vereinbarung mit Meta hängt maßgeblich davon ab, ob die TPUs eine ausreichende Energieeffizienz und Rechenleistung aufweisen können, um eine langfristig tragfähige Option zu sein. Obwohl TPUs kostengünstiger sein könnten, müssen sie sich in Bezug auf Leistung, Flexibilität und Ökosystem-Vollständigkeit noch beweisen.

Für die gesamte KI-Branche könnte dieser verschärfte Chip-Wettlauf positive Auswirkungen haben: Mehr Wettbewerb bedeutet niedrigere Preise, schnellere Innovationen und vielfältigere technologische Wege. Gleichzeitig unterstreicht dies jedoch die hohen Kosten und die enorme Größenordnung des Aufbaus von KI-Infrastruktur, die sich nur wenige Technologiegiganten leisten können.

Mit Blick auf das Jahr 2027 wird die Branche genau beobachten, ob diese Transaktion letztendlich zustande kommt und ob Googles TPUs ihren Wert in der tatsächlichen Implementierung beweisen können. Unabhängig vom Ergebnis hat diese Verhandlung bereits einen bedeutenden Wandel in der Wettbewerbslandschaft des KI-Chip-Marktes markiert, und Nvidias Monopolstellung steht vor beispiellosen Herausforderungen.