Europäische Kommission leitet formelle Untersuchung zu Googles Praktiken bei der Nutzung von KI-Inhalten ein

December 10, 2025
Europäische Kommission
4 min

Nachrichtenübersicht

Die Europäische Kommission hat am Dienstag eine formelle Kartelluntersuchung eingeleitet, um zu prüfen, ob Google gegen EU-Wettbewerbsregeln verstoßen hat, indem es Inhalte von Web-Publishern und YouTube-Videos nutzt, um seine Funktionen für künstliche Intelligenz zu betreiben, ohne angemessene Vergütung oder ohne den Inhaltserstellern die Möglichkeit zu geben, sich abzumelden.

Details der Untersuchung

Die Untersuchung wird prüfen, ob Google den Wettbewerb verzerrt, indem es Verlegern und Inhaltserstellern unfaire Geschäftsbedingungen auferlegt oder sich selbst privilegierten Zugang zu diesen Inhalten verschafft und Entwickler konkurrierender KI-Modelle benachteiligt, so die Ankündigung der Europäischen Kommission.

Die Untersuchung zielt insbesondere auf zwei von Googles KI-gestützten Suchfunktionen ab: AI Overviews und AI Mode. Diese Dienste generieren Zusammenfassungen und konversationelle Antworten, indem sie Inhalte von Web-Publishern und YouTube-Uploads nutzen. Die Kommission erklärte, sie werde untersuchen, inwieweit diese KI-Funktionen auf Inhalten von Web-Publishern basieren, ohne angemessene Vergütung und ohne die Möglichkeit für Publisher, dies abzulehnen, ohne den Zugang zu Google Search zu verlieren.

Wichtige Bedenken

Die Regulierungsbehörde hat mehrere kritische Probleme in Googles KI-Praktiken identifiziert:

Abhängigkeiten der Publisher: Viele Publisher sind stark auf Google Search für den Nutzerverkehr angewiesen, was eine Situation schafft, in der sie die Nutzung ihrer Inhalte für KI-Zwecke nicht ablehnen können, ohne ihre Sichtbarkeit in den Suchergebnissen zu riskieren. Diese Abhängigkeit zwingt Publisher potenziell dazu, Bedingungen zu akzeptieren, die sie sonst ablehnen würden.

YouTube-Inhaltsrichtlinien: Google verlangt von Inhaltserstellern, die Videos auf YouTube hochladen, die Erlaubnis zur Nutzung ihrer Daten. Die Untersuchung wird prüfen, ob die Ersteller eine angemessene Vergütung für diese Nutzung erhalten und ob sie sinnvolle Alternativen haben. Darüber hinaus verhindern die Nutzungsbedingungen von YouTube, dass konkurrierende KI-Unternehmen dieselben Inhalte zum Trainieren ihrer Modelle verwenden, was Google potenziell einen unfairen Wettbewerbsvorteil bei der KI-Entwicklung verschafft.

Wettbewerbsnachteil: Die Kommission befürchtet, dass Google seine dominante Position in Such- und Videoplattformen nutzen könnte, um privilegierten Zugang zu Trainingsdaten zu erhalten, die Wettbewerber nicht bekommen können, wodurch Entwickler konkurrierender KI-Modelle benachteiligt werden.

Googles Antwort

Google verteidigte seine Praktiken und erklärte, dass "diese Beschwerde die Innovation in einem Markt zu ersticken droht, der wettbewerbsintensiver ist als je zuvor". Das Unternehmen betonte, dass Europäer Zugang zu den neuesten Technologien verdienen und erklärte, dass es während des Übergangs in die Ära der KI weiterhin mit der Nachrichten- und Kreativbranche zusammenarbeiten werde.

Regulierungsrahmen

Die Europäische Kommission führt diese Untersuchung gemäß Artikel 102 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union durch, der Unternehmen den Missbrauch marktbeherrschender Stellungen untersagt. Dies stellt die Anwendung der langjährigen Wettbewerbsvorschriften der EU dar und nicht des neueren Digital Markets Act.

Teresa Ribera, Exekutiv-Vizepräsidentin der Europäischen Kommission für einen sauberen, gerechten und wettbewerbsfähigen Übergang, erklärte: "KI bringt bemerkenswerte Innovationen und viele Vorteile für Menschen und Unternehmen in ganz Europa, aber dieser Fortschritt darf nicht auf Kosten der Prinzipien gehen, die im Mittelpunkt unserer Gesellschaften stehen."

Historischer Kontext

Diese Untersuchung ergänzt Googles wachsende regulatorische Herausforderungen in Europa. Im September verhängte die EU eine Geldstrafe von fast 3 Milliarden Euro gegen Google wegen Verstoßes gegen Kartellvorschriften durch Wettbewerbsverzerrung in der Werbetechnologiebranche. Im Laufe der Jahre hat Google EU-Strafen in Höhe von rund 9,5 Milliarden Euro für verschiedene Wettbewerbsverstöße angesammelt.

Breitere Auswirkungen

Die Untersuchung spiegelt die wachsende globale Spannung wider, wie KI-Unternehmen Inhaltsersteller entschädigen sollten, deren Arbeit diese Systeme trainiert. Ähnliche Bedenken sind weltweit aufgetaucht, wobei Publisher und Inhaltsersteller in mehreren Gerichtsbarkeiten Klagen wegen Urheberrechtsverletzung gegen KI-Unternehmen eingereicht haben.

Die Untersuchung beleuchtet auch die Herausforderung, vor der Regulierungsbehörden stehen, Innovation mit fairem Wettbewerb in Einklang zu bringen. Da generative KI zunehmend eine zentrale Rolle in den Strategien von Technologieunternehmen spielt, sind Fragen des Datenzugangs, der Inhaltsrechte und der Wettbewerbsgerechtigkeit zu kritischen regulatorischen Prioritäten geworden.

Politische Dimensionen

Die Untersuchung hat Kritik von US-Politikern hervorgerufen, wobei der ehemalige Präsident Donald Trump zuvor EU-Maßnahmen gegen amerikanische Technologieunternehmen kommentierte. Nach früheren Google-Strafen schrieb Trump in den sozialen Medien: "Die Europäische Union muss diese Praxis gegen amerikanische Unternehmen einstellen."

Die Europäische Kommission hat jedoch betont, dass sie hinsichtlich der Nationalität der untersuchten Unternehmen "agnostisch" bleibe und ihre Wettbewerbsregeln gleichermaßen auf alle Marktteilnehmer anwende.

Nächste Schritte

Die Kommission hat dieser Untersuchung Priorität eingeräumt und ihr die Fallnummer AT.40983 zugewiesen. Obwohl kein Zeitplan für den Abschluss festgelegt wurde, hängt die Dauer der Untersuchung von der Komplexität des Falles, dem Grad der Zusammenarbeit von Google und der rechtlichen Verteidigungsstrategie des Unternehmens ab.

Sollte Google des Verstoßes gegen EU-Wettbewerbsregeln für schuldig befunden werden, könnten erhebliche Geldstrafen von bis zu 10 % seines weltweiten Jahresumsatzes verhängt werden, und das Unternehmen müsste seine Geschäftspraktiken bezüglich der Nutzung von KI-Inhalten ändern.

Während sich diese Untersuchung entfaltet, wird sie wahrscheinlich wichtige Präzedenzfälle dafür schaffen, wie KI-Unternehmen Online-Inhalte legal nutzen können und welche Verpflichtungen sie gegenüber Inhaltserstellern und Publishern in der sich schnell entwickelnden Landschaft der künstlichen Intelligenz haben.